Behrang Karimi
7 March – 18 April 2020 –––– extended until 16 May 2020
Text
DE
Wir sind immer froh, wenn sie kommen. Aber wir sind auch immer froh, wenn sie wieder gehen. Die Dinge, die sie hinterließen, Gewölbe und Ornamente, erzählen vom Erlebten. Die einzelnen Scherben buchstabieren Ewigkeit. Gefässe und Behälter sind Bibliotheken und Zeugen zugleich. Die Konturen von ewig Reisenden, die nie ankommen, die man jedoch auch nicht aufhalten sollte. Man muss sich nur entscheiden, wenn einem die verschiedenen Möglichkeiten bewußt werden. Einkehrung ins eigene Dasein. Dieses Ich ist auch nur eine Konstruktion. Die Verwässerung der Identität. Schwimmen. Sei Wasser mein Freund. Durchsichtig sein, um genug Fläche zu bieten, für die Phantasmen und Projektionen der anderen. Transparente Körper. Herz aus Glas. Früher sind Menschen gar nicht alt genug geworden, um Krebs zu bekommen. Operation. Die Vorstellung vom Tod als Krankheit. Die Metaphysische Ordnung der Dinge. Das Verständnis, dass Lebewesen auf der Welt Kompositionen sind, die gut genug zusammenhalten, um den Tag zu überstehen, und dass sie im Zusammenleben und Sterben trotz allem Erdlinge sind. Und diese Art zu behaupten, ein Erdenbürger zu sein, ist eine Art Gegenpol zum Transzendentalismus von Philosophie, Wissenschaft und Politik und zu den verschiedenen Verläufen, die im Wesentlichen mit dem Bekenntnis zur Unsterblichkeit einhergehen. Die Spinne webt die Welt.
Von Paul Wiersbinski
EN
We’re always glad when they come. But also to see them go. The things that remain, the arches and ornaments, tell us of a life that has been lived. Single shards spell out eternity. Jars and vessels are libraries and witnesses all at once: the outlines of eternal travellers who never arrive, but shouldn’t be impeded. Decisions should only be made when one is aware of various possibilities. Retreat into one’s own existence. Dilute one’s identity. ‘I’ is only a construction, too. Swim. Be water my friend. So limpid as to provide a large area for the phantoms and projections of others. Transparent bodies. A heart of glass. Before people never got old enough to get cancer. Procedures. The representation of death as sickness. The metaphysical order of things. An understanding that living beings in the world are compositions standing side by side, tightly bound enough to make it through the day, and that in spite of everything they are of this earth, in life and death. And this way of being an ‘earthling’ is a kind of counterpoint to the transcendentalism of philosophy, science and politics, as well as all the other, different regimes that involve a commitment to immortality. The spider weaves the world.
By Paul Wiersbinski
Biography
Behrang Karimi, born 1980 in Schiraz, Iran, lives and works in Cologne and Düsseldorf. Recent exhibitions include: Everything Is Personal, Tramps, New York, Alistair Mackinven and Behrang Karimi, Maureen Paley, London, Here Here, curated by Tenzing Barshee, Braunsfelder Family Collection, Cologne, Salon des Amateurs, Tramps, London, and Arbeiten aus dem Hinterkopf, AF Projects, London.